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Margarete Schütte-Lihotzky

Pionierin des sozialen Wohnbaus und Erfinderin der Frankfurter Küche

Vor Kurzem hatte ich das Vergnügen, einen inspirierenden Vortrag von Dr. Andrea Böhm zu hören, der vom Kulturverein Floridus veranstaltet wurde. Dabei ging es um das Leben und Werk der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Diese Veranstaltung hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, wie bahnbrechend ihr Beitrag zur Architektur und zum sozialen Wohnbau war.

Margarete Schütte-Lihotzky, die erste weibliche Architektin Österreichs, war eine revolutionäre Kraft im sozialen Wohnbau des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer Frankfurter Küche, die 1926 in Zusammenarbeit mit dem Architekten Ernst May entstand, prägte sie nicht nur das Design moderner Küchen, sondern leistete auch einen bedeutsamen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Arbeiterhaushalten.

Die Frankfurter Küche, ein Meilenstein im funktionalen Design, wurde mit dem Ziel entwickelt, die Arbeitswege in der Küche zu optimieren und den Haushalt effizienter zu gestalten. Inspiriert von den Prinzipien der industriellen Rationalisierung, waren alle Elemente – vom Herd über die Spüle bis hin zu den Vorratsschubladen – ergonomisch aufeinander abgestimmt. Dies führte zu einer erheblichen Zeitersparnis bei der Hausarbeit.

Doch trotz ihrer Innovationskraft bleibt Schütte-Lihotzkys Werk nicht frei von Kontroversen. Während ihre Küche Frauen damals den Alltag erleichterte, manifestierte sie gleichzeitig das traditionelle Rollenbild der Frau als Hausfrau und Köchin. Ich argumentiere gerne, dass das Konzept die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in Haushalten verstärkte, anstatt sie zu hinterfragen.

Margarete Schütte-Lihotzky war sich dieser Problematik jedoch bewusst. Als überzeugte Sozialistin und Feministin setzte sie sich nicht nur für bezahlbaren Wohnraum ein, sondern auch für die Gleichberechtigung von Frauen. Ihr Werk steht deshalb sinnbildlich für das Spannungsfeld zwischen Fortschritt und den gesellschaftlichen Grenzen ihrer Zeit.

Heute, fast ein Jahrhundert später, zeigt die Entwicklung hin zu offenen Wohnküchen, wie sehr sich unsere sozialen Strukturen verändert haben. Die Küche hat sich vom reinen Arbeitsraum zu einem zentralen Treffpunkt entwickelt, der die Familie und Freunde zusammenbringt. Die Öffnung der Küche hin zum Wohnraum spiegelt eine neue, gleichberechtigtere Verteilung von Rollen und Aufgaben wider. Es ist erfreulich zu sehen, wie die Architektur moderner Wohnungen eine Umgebung fördert, in der gemeinsames Kochen und soziale Interaktion eine größere Rolle spielen.

Ich bin dankbar, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen seit Schütte-Lihotzkys Zeit so positiv entwickelt haben. Dennoch bleibt ihr Werk eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, Design nicht nur funktional, sondern auch sozial und kulturell zu hinterfragen.

Einen tollen Artikel dazu findet Ihr auch hier: https://wien.orf.at/stories/3274603/

 

 

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